100 Jahre Sport und Geselligkeit

Gespeichert von Juliane Hecker am

Markgröningen-Unterriexingen. Weimarer Republik. Krisenjahr 1923. Im hyperinflationären Deutschland kostet ein Kilogramm Roggenbrot 233 Milliarden Mark. Hitlers Schergen putschen. Belgier und Franzosen besetzen das Ruhrgebiet. Atatürk ruft die Republik Türkei aus. Das Wembley-Stadion wird eingeweiht, Tutanchamuns Grab geöffnet. 

Zugegeben, die Gründung des Turnvereins in dem damals  gerade mal um die 800 Seelen zählenden Dorfes Unterriexingen entging der Welt-Öffentlichkeit – ein Ereignis an Enz und Glems  war es freilich allemal. 

Das hätten sich die rund 20 jungen Männer bei der Vereinsgründung am 15. Februar 1923 jedenfalls niemals träumen lassen, dass aus ihrer couragierten, feuereifrigen Tat einmal eine verschworene, moderne  Gemeinschaft werden sollte, der 100 Jahre später jeder dritte Bürger der 2400-Einwohner-Gemeinde angehört.

Noch gebeutelt von den 1.-Weltkriegs-Nachwehen und erst recht vom damaligen Krisenjahr argwöhnten insbesondere die älteren Unterriexinger womöglich geheimbündnerische Umtriebe, als Pioniere wie Eugen Mattes, Albert Rugart, Georg Mitschele und Karl Mitschele den Turnverein offiziell gründeten. 

Die ersten beiden Vorsitzenden des neuen Vereins waren Eugen Mattes und Karl Müller. Wohlwollend unterstützt von Schultheiß Weber, wie aus dem professionellen TSV-Almanach der Autoren Andrea Abele, Gerhard Bader, Manfred Fröhlich, Jürgen Hoffmann, Daniel Kerbel, Alina Rugart, Sabine Rugart und Karin Schollenberger weiter hervorgeht.

Die Entwicklung nahm ungeahnte Ausmaße an. Jahrhundert- und andere Hochwässer hin, Platzprobleme, Krieg und Corona her. Das heutige Vorstandsteam Dr. Marleen Noack und Ingo Noack samt den über 800 Mitgliedern haben allen Grund zu feiern. Und das wollen sie vom  23. bis 25. Juni dann  auch zünftig  tun.

Begonnen haben die initiativen Turner in einem Nebenraum der Kelter. Bald ging es dann auch schon los mit Wertungsturnen, Massenfreiübungen, einer neuen Damenriege, alle Arten von Gauturnfesten für Kinder und Erwachsene.

Der sportliche Bogen spannt sich inzwischen von Übungen der Zwergengruppen beziehungsweise Purzelturnern über Skigymnastik, Lauf- und Walkingtreffs, Radtouren, Wanderungen, Yoga und Pilates beispielsweise bis hin zum orientalischen Tanz. Kinder in den vielfältigen Angeboten immer mit Priorität. 

Nicht zu vergessen Theateraufführungen, Teilnahmen beim Markgröninger Schäferlauf  und jede Menge gesellige Aktivitäten wie etwa die „Urigen Weinnächte“. Alles in guten Händen von insgesamt rund 50 weiblichen und männlichen Mitarbeitern, Übungsleitern und dergleichen.

 

Seit 1948: Fußball-Abteilung

Insbesondere Männern wie Ernst Rost ist es zu verdanken, dass am 28. 8. 1948 „König Fußball“ nun auch beim TV einkehrte. Zunächst in Form  einer Spielgemeinschaft mit Nachbar Oberriexingen und Heimspielen abwechselnd bei den Sportfreunden Großsachsenheim und beim TSV Oberriexingen, später, auch dank Graf Leutrum, in den „Krummwiesen“ beziehungsweise den inzwischen  aktuellen Wiesen an der Enz.

Als die Balltreter um ihren Boss Andreas Pauthner als Umkleidekabinen noch mit Backstuben und Wurstküchen vorlieb nehmen mussten, konnten auch sie wohl kaum ahnen, dass ihre Gemeinschaft später unter den renommierten Trainern wie Roland Beck, Manfred Jung und dem späteren VfB-Ass Thomas Röcker in der Bezirksliga kicken würden, mit Alfonso Garcia einer aus ihren Reihen gar mal in der 1. Bundesliga spielen und es an Enz und Glems auch mal eine türkische Elf  (1995) geben würde.

Zu Jubiläen gastierten internationale Altstars wie Gerd Müller oder zum Beispiel Bernd Hölzenbein nahe der Enz. In der Jugend schafften es die Coaches Eugen Märkle und Wolfgang Schüle 1992/93 mit ihrem Team bis in die Endrunde der Württembergischen Hallenmeisterschaften.  Die „Alten Herren“ um den Altvorderen Franz Göttlicher gehör(t)en mit zu den sportlichen und geselligen Aushängeschildern.

Ein zentrales Thema über Jahrzehnte hinweg waren bei dem am 27. Februar 1971 in „Turn- und Sportverein Unterriexingen e. V. 1923“ umbenannten Klub stets die Vereinsheime. Begnügen wir uns mit dem Bau des hochwassergeschützten, sehr ansehnlichen Vereinsheimes, für das primär Projektleiter Markus Stephan verantwortlich zeichnete und das 2010 eingeweiht werden konnte. 

Rund eine Millionen Euro Gesamtkosten sind zu tragen. Insgesamt tausende von ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden reflektieren auch hier den starken Gemeinsinn des bemerkenswert positiv entwickelten Jubiläumsvereins.

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Das Festprogramm zum Jubiläum

Freitag, 23. Juni: 

16 Uhr Ü60/70-Auswahlspiel Unterland gegen Enz-Murr

17.30 Uhr Ü35-AH-Turnier

Abends 80er/90er-Party mit DJ SeVen.

 

Samstag, 24. Juni: 

9 Uhr F-Junioren-Turnier

11 Uhr DFB-Fußballabzeichen

13 Uhr Einlauf der Gruppen des TSV

14 Uhr E-Junioren-Turnier

14.30 Uhr Tischtennis-Turnier

20 Uhr Open-Air-Konzert Safir

 

 

Sonntag, 25. Juni: 10 Uhr Gottesdienst und Posaunenchor

11 Uhr Musikverein Unterriexingen

13.30 Uhr Familientag

14 Uhr Sportlerehrung

14 Uhr D-Junioren-Turnier

18 Uhr  Ausklang

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4. Juni 2023 – Walter Christ